Die realen Auswirkungen von Weltbildern
Am 13./14. April 2019 erschien in der Süddeutschen Zeitung ein
Artikel mit dem Titel „Der Guru“, der Heinz Grill als gefährlichen
Sektenführer mit kriminellem Potenzial darstellt.1 Die Verfasser führen darin unter anderem einige kirchliche Stellungnahmen in das Feld. Sie schreiben: So
hat das Erzbistum München-Freising schon vor 20 Jahren ein Hausverbot
erlassen für Veranstaltungen, die in Bezug zur Lehre von Heinz Grill
stehen, das Bistum Freiburg zog vor wenigen Jahren nach. Grills
Ansichten seien mit dem christlich-menschlichen Weltbild der
katholischen Kirche nicht vereinbar, teilen die Bistümer in ihren
Amtsblättern mit. Und weiter heißt es: Das Erzbistum Freiburg
etwa schreibt auf die SZ-Anfrage (…) dennoch sehr deutlich: Diese
weltanschauliche Gruppierung könne „aus verschiedenen Gründen große
Abhängigkeiten entstehen lassen. Dabei spielt der esoterische Zugang
eine wichtige Rolle: Wer kritisch nachfragt, hat noch nicht genug
Vertrauen oder noch nicht den Punkt der ‚Geistesschau‘ erreicht.“
Psychisch labile Menschen, die sich in Extremsituationen befinden,
könnten so in ernste Schwierigkeiten kommen, ihre Lebenskrisen sich
verstärken.
Das Weltbild der katholischen Kirche
Zunächst stellt sich für mich die Frage: Was versteht die katholische
Kirche unter dem christlich-menschlichen Weltbild, mit dem die
Ansichten von Heinz Grill nicht vereinbar sein sollen? Diesbezüglich ist
es interessant, einmal einige wesentliche Grundlagen der katholischen
Lehre anhand deren eigener Glaubensgrundsätze2 näher zu betrachten:
Der Mensch ist Sünder und nur innerhalb der katholischen Kirche gibt es Rettung
Gemäß der katholischen Lehre ist der Mensch von Geburt an mit der
Erbsünde beladen. Er wird als Sünder geboren und damit er nicht der
ewigen Verdammnis anheim fällt, benötigt er das Sakrament der Taufe.3
Diese muss bereits bald nach der Geburt erfolgen, denn wenn dies nicht
der Fall ist und der Säugling sollte versterben, dann ist seine Seele
für immer verloren. Damit legitimiert die katholische Kirche die
Kindstaufe. Ganz allgemein ist für das Seelenheil des Menschen seine
Zugehörigkeit zur katholischen Kirche unabdingbar.4
Die katholische Kirche mit dem Papst an der Spitze ist die einzige legitimierte Nachfolgerin des Christus
Die katholische Kirche ist die alleinige Vertreterin der Wahrheit und des Seelenheils.5 Der Papst ist unfehlbar.6
Der Gläubige hat die Dogmen der katholischen Glaubenslehre zu glauben
Die gesamte katholische Glaubenslehre basiert auf einer Vielzahl von
Dogmen. Dogmen sind unfehlbare Lehrsätze der katholischen Kirche, die
der Gläubige in seiner Gesamtheit zu glauben hat.7
Hegt er einen Zweifel oder äußert er gar anderslautende Ansichten –
auch wenn dies nur in Bezug auf ein einziges Dogma der Fall ist – , dann
wird er aus der Kirche ausgeschlossen bzw. verdammt8.
Die Sakramente eines Priesters sind wirksam, unabhängig von dessen Charakter und Taten
Die Sakramente (Taufe, Eheschließung, …) sind kraft des Amtes
wirksam. Hierbei ist es unbedeutend, welchen Charakter der Priester hat
oder welche Taten er begangen hat. Auch wenn sich der Priester im
Zustand der Todsünde befindet, ist das von ihm durchgeführte Sakrament
voll gültig.9
Das Weltbild von Heinz Grill
Wie sind nun demgegenüber die Ansichten von Heinz Grill? Wer die
Sichtweise von Heinz Grill näher kennen lernen möchte, dem ist das Buch
„Übungen für die Seele“, in dem er wesentliche Grundlagen auf einfache
Weise beschreibt, zu empfehlen. Auch das kürzlich auf youtube
erschienene Interview „Mut zur individuellen Spiritualität“ von Götz Wittneben mit Heinz Grill enthält wesentliche Grundaussagen. Im Folgenden gehe ich auf einige wesentliche Aspekte ein:
Es gibt ein schöpferisches Potenzial im Individuum, unabhängig von religiösen Gruppen
Jeder Mensch trägt ein schöpferisches Potenzial in sich und dieses
kann er in der Welt wirksam machen. Hierfür braucht es keine
Zugehörigkeit in einer religiösen Gruppe, dies ist vielfach sogar
hinderlich. In diesem Sinne gibt es auch keine Zugehörigkeit zum Neuen
Yogawillen. Es steht jedem offen, sich bei Interesse nach freiem Willen
damit auseinanderzusetzen.
Nicht blinder Glaube, sondern eigenständiges Denken
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich selbst eine Anschauung und ein
Urteil zu einer Sache zu bilden, auch in Bezug auf spirituelle Fragen.
Der Einzelne kann sich kraft seines logischen Denkens in Verbindung mit
einer objektiven Wahrnehmung dahingehend schulen, dass er schließlich
ein reichhaltigeres Empfinden entwickelt, ob etwas wahr ist oder ob es
nicht wahr ist. Und schließlich kann er dementsprechend auch seinen
Willen in Handlungen wirksam machen. Diese Fähigkeit, eine Sache
tiefergehend kennenzulernen und diese dann auch selbst zu beurteilen
wird im Neuen Yogawillen auf ganz allgemeine Weise geschult. In diesem
Zusammenhang betont Heinz Grill immer wieder, dass Kritik ausdrücklich
erwünscht ist, da diese eine Möglichkeit für weitere Erkenntnisse
eröffnet.
Der individuelle Charakter und die Taten des Einzelnen strahlen aus
Heinz Grill sieht den Charakter des Einzelnen und seine Taten als
entscheidend dafür, ob jemand förderlich oder weniger förderlich für
andere ausstrahlt. Es ist demnach nicht möglich, sich hinter Ritualen zu
verstecken. Besondere Aufmerksamkeit ist dabei darauf zu richten, dass
das Denken, das Fühlen und das Wollen übereinstimmen. Es kommt
entscheidend darauf an, dass der Einzelne das, was er denkt oder sagt,
auch dementsprechend in die Tat umsetzt. Die heute so weit verbreitete
Spaltung zwischen Denken und Handeln sollte zunehmend in eine
Verwandlung finden.
Wirkungen des katholischen Weltbildes
Schuldgefühle, Angst, Selbstwertminderung und Abhängigkeit
Legt man die oben ausgeführten Glaubenssätze der katholischen Kirche
zugrunde, so wird sehr deutlich, dass hier mit Angst und Schuldgefühlen
gearbeitet wird: der Mensch sei von Geburt an mit der Erbsünde behaftet,
d.h. er ist nur allein durch die Tatsache des Geboren-Werdens Sünder.
Dies mindert den Selbstwert des Menschen auf erhebliche Weise, was die
psychische Stabilität ebenfalls erschwert. Der von der katholischen
Kirche postulierten Gefahr, für immer verloren zu sein und in der ewigen
Verdammnis zu schmoren, kann er nur mit seiner Zugehörigkeit zur
katholischen Kirche entrinnen. Der Einzelne wird somit für sein
Seelenheil in eine Abhängigkeit von der Institution der katholischen
Kirche geführt. Damit bekommt diese Institution Macht über den Menschen,
und mit der Kindstaufe wird er aufgrund der bei den Eltern geschürten
(häufig unbewusst bleibenden) Ängste bereits von der ersten Lebenszeit
an ohne sein Einverständnis in diese eingegliedert.
Blinder Glaube, Autoritätsgehorsam, Selbstaufgabe und Abhängigkeit
Aufgrund der von der katholischen Kirche praktizierten Dogmatisierung
der Glaubenslehre soll der Gläubige nicht selbst denken, sondern gemäß
den Dogmen blind glauben, andernfalls wird er verdammt. Er soll unmündig
bleiben. Es wird damit den Gläubigen ein Autoritätsgehorsam abverlangt.
Durch die dogmatisch festgelegte – und damit ebenfalls unantastbare –
Unfehlbarkeit des Papstes wird der Autoritätsgehorsam absolut gestellt.
Das heißt, was der Papst sagt, ist immer und in jedem Fall richtig, nur
aufgrund der Tatsache, dass er das Amt des Papstes innehat. Es handelt
sich hierbei um eine irrationale Autorität, nicht um eine sachlich
begründete.10
Die Menschen sind damit zur Selbstaufgabe gegenüber einer irrationalen
Autorität bestimmt und sachliche Kritik ist per sé ausgeschlossen. Der
Mensch wird zu einem unmündigen, abhängigen Wesen, das sich einer
höheren Autorität zu unterwerfen hat, erklärt.
Charakterlosigkeit, Verantwortungslosigkeit, Spaltung zwischen Denken und Handeln
Die Glaubenslehre der katholischen Kirche, dass ein Sakrament
unabhängig vom Charakter und den Handlungen des Priesters immer seine
volle Gültigkeit hat, entbindet den Menschen aus seiner Verantwortung
und fördert damit Verantwortungslosigkeit und Charakterlosigkeit. Ich
habe größte Zweifel, dass ein Ritual, das abgespalten von dem Wesen des
Menschen nur als reines Ritual durchgeführt wird, überhaupt irgendeine
förderliche Wirkung haben kann. Es wird in diesem Fall im Menschen eine
Spaltung zwischen seinem Denken und Handeln bzw. ein Widerspruch
zwischen bloßen Lippenbekenntnissen und tatsächlichem Verhalten
gefördert. Auch dies wirkt tendenziell destabilisierend auf die
psychischen Verhältnisse.
Wirkungen des Weltbildes von Heinz Grill
Schöpferisches Potenzial, Selbstwert und Unabhängigkeit
Betrachtet man die Ansichten von Heinz Grill, so stellt man fest,
dass hier eine Perspektive für den Menschen eröffnet wird: jeder Mensch
trägt mit der Schöpferkraft ein Potenzial in sich, das es zu entfalten
gilt und womit er etwas schaffen kann, das es bisher noch nicht gibt.
Dies ist unabhängig von der Zugehörigkeit zu einer religiösen
Gruppierung oder der katholischen Kirche. Ist sich der Mensch der
Möglichkeit seiner schöpferischen Kraft bewusst, so wird er nicht nur
unabhängig, sondern auch sein Selbstwert wird entscheidend gefördert,
was wiederum stabilisierend auf die psychischen Verhältnisse wirkt.
Eigenständige Urteilsbildung, Verantwortungsübernahme und Unabhängigkeit
Die von Heinz Grill so betonte Entwicklung eines eigenständiges
Denkens und einer eigenständigen Urteilsfähigkeit macht den Menschen
unabhängig von blindem Gehorsam und weniger manipulierbar. Der Mensch,
der selbst Sachverhalte zu beurteilen vermag, ist mündig und übernimmt
Verantwortung. Er entwickelt damit ein wesentlich stabileres
Selbstbewusstsein, was wiederum stabilisierend auf die gesamte Psyche
wirkt.
Moralität, Verantwortung, Integrität
Das von Heinz Grill angeregte Bewusstsein, dass der individuelle
Charakter und die Taten des Einzelnen eine Ausstrahlung auf andere
Menschen haben und dies entscheidender zu werten ist als bloße Worte
oder Rituale, fördert die Moralität und Verantwortlichkeit des
Einzelnen. Die von Heinz Grill betonte Übereinstimmung von Denken,
Fühlen und Handeln des Menschen fördert die Integrität des Menschen.
Dies wirkt immer stabilisierend auf die Psyche.
Anhand des Vergleichs dieser beiden Weltbilder wird deutlich, dass
der Unterschied zwischen ihnen nicht größer sein könnte. Dass die
katholische Kirche die Ansichten von Heinz Grill als unvereinbar mit
ihrer Lehre sehen muss, ist nachvollziehbar. Es wird nämlich damit ihre
Autorität und Macht, die sie über die Gläubigen ausübt, erheblich in
Frage gestellt. Der Mensch befreit sich aus Angst und Schuldgefühlen und
wird zum unabhängigen, eigenverantwortlichen Schöpfer seines Lebens.
Dies widerspricht der katholischen Lehre auf fundamentale Weise!
Ist die Lehre von Heinz Grill also antichristlich?
Um diese Frage zu klären, ist es notwendig, eingehender zu prüfen,
was genau „christlich“ ist. Liest man im Neuen Testament, welches die
eigentlichen christlichen Überlieferungen enthält11, so findet man hier weder die Einsetzung einer Institution mit einem Papst, noch von Priestern12,
noch findet man Taufrituale oder andere Sakramente. Jesus Christus
sagt: „Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch.“ (Luk 17, 21,
aus: Luther 1912) Er sagt nicht, dass man hierfür einer Institution
Kirche zugehörig sein muss oder einen Priester benötigt. Jesus Christus
verkehrt besonders intensiv mit den „Sündern“ und macht ihnen keinerlei
Schuldgefühle.
Jesus Christus vermittelt seinen Jüngern, dass sie über die gleichen,
großen Fähigkeiten verfügen wie er. Er sagt ihnen: „Wahrlich, wahrlich,
ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich
tue, und wird größere als diese tun…“ (Joh. 14, 12, aus: Luther 1912)
Er bezieht sich auf die schöpferischen Fähigkeiten, die jeder einzelne
Mensch besitzt, und wie sie jeder selbstständig einsetzen kann. Es
braucht hierfür keinen Priester oder Guru.
Er lehrt seine Jünger und es wird deutlich, dass er in immer wieder
neuen Beschreibungen und Bildern zu ihnen spricht, wenn sie ihn nicht
verstehen. Es ist deutlich zu bemerken, dass es ihm darum geht, dass sie
ein Verständnis entwickeln. Er gibt auch keine Dogmen vor.
Beispielsweise fragt er seine Jünger: „… Wer sagt denn ihr, dass ich
sei?“ (Matthäus 16, 15, aus: Luther 1912) Hier wird deutlich, dass er
seine Jünger darin förderte, dass sie sich selbst ein Urteil bildeten.
Offene Kritik gegen ihn, schmettert er nicht ab, sondern er nutzt sie,
um weitere Erkenntnisse aufzuzeigen.
Jesus Christus kritisiert mit schärfsten Worten die damalige Praxis
der Pharisäer und Schriftgelehrten, die dem Volk eine Sache predigten,
selbst aber das Gegenteil davon taten.13
Es zeigt sehr deutlich, dass ihm die Übereinstimmung von Denken oder
Reden und Handeln sehr wichtig war, also die Integrität und
Verantwortung des Menschen.
Jesus Christus spricht auch an keiner Stelle von einer ewigen
Verdammnis. Mit scharfen Worten kritisiert er die Pharisäer und
Schriftgelehrten und dass sie die entsprechende Ernte zu dem, was sie
säen, erhalten werden. Das heißt, der Charakter und die Taten eines
Menschen sind sehr wohl entscheidend. Aber es gibt nicht eine ewige
Verdammnis: wenn der Mensch etwas Neues sät, dann wird er auch etwas
Neues ernten.
Das überraschende Fazit
Die Diskrepanz der Aussagen des Neuen Testaments zur katholischen
Glaubenslehre und die Nähe zur Lehre von Heinz Grill ist nicht zu
übersehen. Die katholische Weltanschauung betont viele Elemente, die den
christlichen Prinzipien, wie sie im Neuen Testament beschrieben sind,
fundamental widersprechen. Die Prinzipien, die Heinz Grill vertritt und
im Neuen Yogawillen zugrunde legt, sind in einer grundlegenden
Übereinstimmung mit den christlichen Prinzipien. Er zeigt vielfältige
Möglichkeiten auf, wie diese in eine praktisch-konkrete Umsetzung finden
können.
Die Lehre von Heinz Grill widerspricht tatsächlich in wesentlichen
Punkten der katholischen Lehre. Seine den christlichen Prinzipien
entsprechenden Ansichten der individuellen Schöpferkraft des Menschen,
der eigenständigen Urteilsbildung, der Bedeutung des Charakters des
Menschen und der Übereinstimmung von Denken und Handeln fördern jedoch –
entgegen den Angaben der kirchlichen Stellen – gerade die
Unabhängigkeit und psychische Stabilität des Menschen.
Die genauere Überprüfung der Zusammenhänge zeigt: die von den
Verfassern im Zeitungsartikel angeführte Argumentation von katholischen
Kirchenstellen beruht auf einer Projektion der Abhängigkeit fördernden,
Angst einflößenden und tendenziell psychisch destabilisierenden
Wirkungen des katholischen Weltbildes auf die geradezu gegenteilig
wirkenden, Perspektiven eröffnenden und den Menschen zu seinen
schöpferischen Fähigkeiten erhebenden Ansichten von Heinz Grill.
Hätten die Journalisten ihre Recherche wirklich fundiert und
wissenschaftlichen Kriterien entsprechend vorgenommen und die in ihrem
Artikel zitierten Aussagen der Kirche nicht nur im „blinden Glauben“
übernommen, wäre ihnen diese Erkenntnis nicht entgangen. Ebenso hätten
sie die Absurdität der von ihnen offensichtlich blindlings übernommenen
Behauptungen der Ärztin Christine B. und deren Rechtsnachfolger, auf
denen der gesamte Zeitungsartikel größtenteils beruht, nicht ignorieren
können.
1Genauere
Ausführungen zu dem fast ausschließlich auf Verleumdungen und
Vermutungen ohne Tatsachengrundlagen beruhenden Artikel sind auf http://mensch-und-individualitaet.de/journalismus/rufmord-in-der-sueddeutschen-zeitung/ nachzulesen.
2Weitere
Informationen zu der heute gültigen katholischen Glaubenslehre und dem
damit verbundenen Weltbild sind in dem Buch „Die neue Inquisition.
Sektenjagd in Deutschland“ von Hubertus Mynarek, NIBE-Verlag, zu finden.
Auf der Internetseite www.theologe.de, Titel 18, ist eine Auswahl der wichtigsten noch heute gültigen Dogmen der katholischen Kirche veröffentlicht.
3Dem liegt z.B. folgendes Dogma zugrunde: „356 – Wer leugnet, dass die neugeborenen Kinder getauft werden
müssen, … der sei ausgeschlossen … Denn was der Apostel gesagt hat:
„Durch den einen Menschen ist die Sünde in die Welt eingetreten und
durch die Sünde der Tod, und so kam der Tod über alle Menschen, in ihm
haben alle gesündigt“ (Röm 5, 12), das darf man nicht anders verstehen,
als wie es die katholische Kirche, die überall verbreitet ist, immer
verstanden hat. Wegen dieser Glaubensregel nämlich werden nach
apostolischer Überlieferung auch die Kinder, die selbst noch keinerlei
Sünden begehen konnten, deshalb wahrhaft zur Vergebung der Sünden
getauft, damit in ihnen durch die Wiedergeburt gereinigt werde, was ihnen durch die Zeugung anhaftet [Anmerkung = die Erbsünde].“, zitiert aus www.theologe.de, Titel 18.
4Dem liegt z.B. folgendes Dogma zugrunde: „381–[Die
heilige römische Kirche, durch das Wort unseres Herrn und Erlösers
gegründet,] glaubt fest, bekennt und verkündet, dass niemand außerhalb der katholischen Kirche,
weder Heide noch Jude noch Ungläubiger oder ein von der Einheit
Getrennter – des ewigen Lebens teilhaftig wird, vielmehr dem ewigen
Feuer verfällt, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist, wenn er
sich nicht vor dem Tod ihr (der Kirche) anschließt.
So viel bedeutet die Einheit des Leibes der Kirche, dass die
kirchlichen Sakramente nur denen zum Heil gereichen, die in ihr bleiben,
und dass nur ihnen Fasten, Almosen, andere fromme Werke und der
Kriegsdienst des Christenlebens den ewigen Lohn erwirbt. ´Mag einer noch
so viele Almosen geben, ja selbst sein Blut für den Namen Christi
vergießen, so kann er doch nicht gerettet werden, wenn er nicht im Schoß
und in der Einheit der katholischen Kirche bleibt.“, zitiert aus www.theologe.de, Titel 18.
5Der Begriff „katholisch“ heißt übersetzt „die ganze Erde umfassend“ und ein diesbezügliches Dogma lautet: „434 – Wir bestimmen, dass der Heilige Apostolische Stuhl und der römische Bischof den Vorrang über den ganzen Erdkreis innehat …“, zitiert aus www.theologe.de, Titel 18.
6Mit
dem 2. Vatikanischen Konzil (1962-65) wurde im 20. Jahrhundert die
Unfehlbarkeit des Papstes bestätigt und diese Unfehlbarkeit sogar noch
auf die Bischöfe ausgeweitet.
7Dem liegt z.B. folgendes Dogma zugrunde: „85 – Wer nicht die ganze kirchliche Überlieferung annimmt, die geschriebene wie die ungeschriebene, der sei ausgeschlossen.“ und „49 – Wer sagt, die Menschenvernunft sei so unabhängig, dass ihr der Glaube nicht von Gott befohlen werden könne, der sei ausgeschlossen.“, zitiert aus www.theologe.de, Titel 18.
8Auf www.theologe.de, Titel 18, findet sich eine genauere Erklärung hierzu: “Die dabei in den Dogmen bzw. Lehrsätzen bzw. Glaubenswahrheiten meist verwendete Formulierung „der sei ausgeschlossen“
ist eine abgemilderte Übersetzung des Originals, der mithilfe des
griechischen Wortes „anáthema“ (= Fluch, Verfluchung) gebildeten
lateinischen Formulierung „anáthema sit“. Diese heißt wörtlich „der sei
verdammt“ bzw. „der sei verflucht“. In älteren Quellen, die im Original
statt in Latein in Griechisch formuliert sind, lautet der Fluch
ausschließlich in Griechisch formuliert „anáthema ésto“. Der
„Ausgeschlossene“ bzw. „Verfluchte“ muss nach römisch-katholischer Lehre
nach seinem Tod für alle Zeit und Ewigkeiten die Hölle erleiden, und
zwar ohne Aussicht auf Besserung oder Milderung, weil er den im Lehrsatz
genannten Aspekt der katholischen Lehre zu Lebzeiten nicht für wahr
halten konnte.“
9Dem liegt z.B. folgendes Dogma zugrunde: „669 – Wer sagt, die Priester, die im Stand der Todsünde sind [Anmerkung:
also wenn – um einmal ein zugespitztes Beispiel zu bringen – ein
Priester unmittelbar vor einer von ihm gegebenen „sakramentalen
Lossprechung“ etwa ein Kind vergewaltigt hat], hätten nicht die
Vollmacht, zu binden und zu lösen, … der sei ausgeschlossen.“, zitiert
aus www.theologe.de, Titel 18.
10Eine
sachlich begründete Autorität wäre zum Beispiel dann gegeben, wenn eine
Person sich durch eine besonders entwickelte Fachkunde in Bezug auf
einen Sachverhalt auszeichnet. Selbst in einem solchen Fall könnte man
nicht von einer Unfehlbarkeit sprechen, da ein Mensch immer irren kann.
Die katholische Kirche stellt in Bezug auf den Papst jedoch auf eine
Autorität kraft des verliehenen Amtes ab, was keinerlei sachlichen Bezug
zu Glaubensfragen hat und damit irrational ist.
11Das Alte Testament ist der vorchristlichen Zeit zuzurechnen.
12An folgender Stelle z.B. wird deutlich, dass Priester als Vermittler nicht im Sinne von Jesus Christus sind: „… 7 und haben’s gern, daß sie gegrüßt werden auf dem Markt und von den Menschen Rabbi genannt werden. 8 Aber ihr sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn einer ist euer Meister, Christus; ihr aber seid alle Brüder. 9 Und sollt niemand Vater heißen auf Erden, denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist. 10 Und ihr sollt euch nicht lassen Meister nennen; denn einer ist euer Meister, Christus. 11“ (Matthäus 23, aus: Luther 1912).
13Auszug aus den Weherufen gegen die Pharisäer und Schriftgelehrten: „1 Da redete Jesus zu dem Volk und zu seinen Jüngern 2 und sprach: Auf Mose’s Stuhl sitzen die Schriftgelehrten und Pharisäer. 3 Alles
nun, was sie euch sagen, daß ihr halten sollt, das haltet und tut’s;
aber nach ihren Werken sollt ihr nicht tun: sie sagen’s wohl, und tun’s
nicht. 4 Sie binden aber schwere und unerträgliche Bürden und
legen sie den Menschen auf den Hals; aber sie selbst wollen dieselben
nicht mit einem Finger regen. (…) 27 Weh euch,
Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr gleich seid wie die
übertünchten Gräber, welche auswendig hübsch scheinen, aber inwendig
sind sie voller Totengebeine und alles Unflats! 28 Also auch
ihr: von außen scheint ihr den Menschen fromm, aber inwendig seid ihr
voller Heuchelei und Untugend.“ (Matthäus 23, aus: Luther 1912)